Schmetterlinge und die Überlebensfähigkeit von Unternehmen
Schmetterlinge gehören, wie Eisbecher und Badetage, zum Sommer. Ohne Schmetterlinge wäre die Welt nur halb so bunt und für die meisten von uns kaum vorstellbar. Ähnlich beachtenswert wie die hübschen Falter sind auch die vielen mittelständischen Firmen, prägen sie doch ein buntes Bild unserer Wirtschaftswelt. Doch sowohl Schmetterlinge wie auch der Mittelstand sind in Gefahr.
Die Falter gelten als frühe und gute Indikatoren für Veränderungen der Natur und Lebensumstände. Dies trifft auch auf die Mittelständler, die Familienunternehmen zu. Viele stecken mittlerweile aber in starren Strukturen fest, haben sich verändernde Märkte, kämpfen um Kunden, Ertrag und Fachkräfte.
Wie wär’s: In Zeiten des Wandels sollte man bereit sein, sich innerlich auf die grüne Wiese zu stellen um darüber nachzudenken, wie man sein Geschäftsmodell neu und zukunftssicher aufstellen will. Hier gibt’s nun einige Impulse und Denkanstöße…
Vor einigen Tagen durfte ich eine hochkarätige Persönlichkeit mit eindrucksvollem Lebenslauf kennenlernen: Reza Razavi. Der „Kultur-Revoluzzer“ und Chief Transformator der BMW-Group war zu Gast beim Jahreskongress des renommierten Club 55. Die „European Community of Experts in Marketing and Sales“, dessen Ehrenmitglied ich bin, hatte den sympathischen Querdenker zu einem Vortrag nach Valencia eingeladen.
Der wesentliche Lerneffekt sei gleich genannt: „Change“ bedeutet eine Veränderung mit einem klaren Ziel. Der Weg ist dabei vorhersehbar. Anders bei der „Transformation“, hier geht es um radikalere Umbrüche. Transformationen wirken sich unvorhersehbarer aus.
Die Automobilbranche spürt dies in besonderem Maße – und sie muss sich dabei vom reinen Produktionsunternehmen hin zu einem Serviceanbieter entwickeln, Leistungen wie ‘Mobility as Service’ und ‘Connected Live’ werden die Zukunft definieren. Diese Entwicklung bedarf eines neuen Denkens, einer anderen Art zu arbeiten und neu definierter Ziele.
Für Reza Razavi, der bei BMW auch einen unternehmensinternen Culture Club gründete – bei dem sich mittlerweile tausende von Mitgliedern, vielfach auch außerhalb der Arbeitszeit, engagieren und austauschen – ist klar, dass Kultur im Unternehmen nicht angeordnet, dafür aber top-down gelebt werden muss, um zu zeigen, dass die Wichtigkeit des Themas erkannt wurde und unterstützt wird.
In seinem faszinierenden Vortrag nutze er die Transformation des Schmetterlings als Metapher für den Wandel in Unternehmen und der Gesellschaft. Er sprach dabei von den „Imago-Zellen“… Die Natur dient ihm als Vorbild: Wenn sich eine Raupe in ihren Kokon einspinnt, dann entstehen in ihr neue Zellen. Diese nennt man „Imago-Zellen“. Diese Zellen sind andersartig, sie schwingen in einer anderen Frequenz als der Rest des Raupenkörpers. Das Immunsystem der Raupe hält sie für feindliche Fremdkörper, greift sie an und eliminiert sie. Aber es tauchen immer neue Imago-Zellen im Raupenkörper auf, sie vermehren sich und bleiben am Leben. Dann passiert etwas Erstaunliches: Die kleinen und bis dahin ziemlich einsamen Imago-Zellen beginnen sich in kleine Gruppen zu verklumpen. Dabei schwingen sie auf einer ähnlichen Ebene und beginnen von Zelle zu Zelle, Informationen miteinander auszutauschen. Die Klumpen von Imago-Zellen beginnen Gruppen zu bilden! Dann, an einem bestimmten Punkt, scheint dieser lange Faden von Imago-Zellen plötzlich zu begreifen, dass er etwas ist. Etwas anderes als die Raupe. Etwas Neues! Und mit der Erkenntnis einer eigenen Identität verwandelt er den alten Raupenkörper von Innen. Diese Erkenntnis ist die eigentliche Geburt des Schmetterlings.
Erkennen Sie, wie nah dieser wunderbare Prozess an den Abläufen im Unternehmen ist? Er entsteht dann, wenn „Innovationen“ kommen oder wenn „Querdenker-Ideen“ umgesetzt werden sollen.
Für Reza Razavi war klar – bis jetzt stand bei BMW die Produktion des Autos im Mittelpunkt. Doch genauso, wie sich das Telefon verändert hat, ändert sich jetzt auch Mobilität. „Mobility as a service“ oder „connected life“ waren letztlich Begriffe an denen alle merkten, dass anders gedacht werden muss, dass es eine Veränderung braucht, obwohl deren Richtung nicht vorgegeben ist.
Darum ist es ihm wichtig tiefer zu bohren, herauszufinden, welches die inneren Bilder sind um daraus eine Verhaltensänderung und Räume zu schaffen in denen die Menschen ein andere Haltung gewinnen. Ihm, wie auch dem Vorstand von BMW, ist klar, dass der Prozess zwar langwieriger – damit aber auch langfristig angelegt ist. Durch Reflexion, Kommunikation und intensive Auseinandersetzung wird die Veränderung selbst indiziert, selbst gestaltet und ist daher nachhaltig.
Im Austausch mit Reza Razavi konnte ich auch über meine Methoden und die Konzepte von SLOGAN sprechen. Mein aktuelles Buch, die „Gebrauchsanweisung für die Zukunft“, ist auch für Reza Razavi ein wertvoller Impulsgeber, die Beratungsansätze von mir und meinem SLOGAN-Team rund um das „Zukunftsmanagement“ sprechen ihm aus der Seele. Das freut mich.
Die konkrete Frage an Sie, liebe Leserin, lieber Leser: Wie gehen Sie, in Ihrem Unternehmen, mit der Schnelligkeit und Agilität der Märkte um, wie stärken Sie Ihre Marktposition und entwickeln für sich zukunftsfähige, nachhaltige Wettbewerbsvorteile?
Reden wir darüber!